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Große Worte. Groß ist aber auch unser Verdruss, weil die Realität noch eine andere ist. Seit vielen Jahren verfällt eines der wertvollsten Kulturgüter im Besitz der Stadt! Längst haben die Drewener die Ausflüchte und die Sorglosigkeit der Stadt beim Gebäudeerhalt satt. Ihr Vertrauen ist im selben Zustand wie das Gutshaus.

Ist Kyritz mit seinen Pflichten überfordert?
Die erheblichen Schäden am Gutshaus und Vermüllung seiner Umgebung sind auf eine jahrelange Nichtachtung einfachster Prinzipien zum Hauserhalt zurückzuführen.

Laut brandenburgischer Kommunalverfassung haben Gemeinden eine Reihe von Pflichtaufgaben.   Unter § 2 Abs. 2  sind z. B. genannt: die harmonische Gestaltung der Gemeindeentwicklung unter Beachtung des Denkmalschutzes, die Sicherung und Förderung eines breiten Angebots an Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen, die Entwicklung der Freizeit- und Erholungsbedingungen und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Reinlichkeit.
Eine besondere Stellung räumt der Gesetzestext der Verpflichtung gegenüber der Kulturförderung ein. Es heißt dazu: Die Gemeinde fördert das kulturelle Leben und die Vermittlung des kulturellen Erbes in ihrem Gebiet und ermöglicht ihren Einwohnern die Teilnahme am kulturellen Leben sowie den Zugang zu den Kulturgütern.

Bedauerlicherweise wird in den Kyritzer Ausschüssen und Sitzungen immer wieder deutlich, wie es hier um die Förderung des kulturellen Lebens und die Vermittlung des historischen Erbes auf dem Land bestellt ist, obwohl die Stadt im Jahr 2020 ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) mit dem Titel Starker Kern - Lebendige Ortsteile  beschlossen hat. Der Mangel an regionalhistorischen Kenntnissen sowie das Desinteresse sie zu erwerben, wird die Ursache sein, warum das historische Erbe auf dem Land trotz politisch verbindlicher Beschlüsse als würdiger Entwicklungsgegenstand bei der Ressourcenverteilung völlig ausgeblendet wird.

INSEK KYRITZ 2020 hat mehrere Leitziele vorgegeben. Darunter findet sich DIE KULTURVOLLE STADTENTWICKLUNG. Es heißt da: Die Stadt Kyritz verfügt mit dem historischen Altstadtkern und den historischen Dorfkernen […] über hervorragende Potenziale für eine kulturvolle Stadtentwicklung. Die bisherigen Anstrengungen der Stadt in den Bereichen Baukultur, Denkmalschutz, Stadt- und Ortsbildpflege sollen fortgeführt werden. Dazu gehören bspw. die ortsbild- und denkmalgerechte Gestaltung des öffentlichen Raumes in der Altstadt und den Ortsteilen."

Sehen wir uns noch eine weitere Zielsetzung im Stadtentwicklungskonzept an: DIE KOOPERATIVE STADTENTWICKLUNG. An entsprechender Stelle steht: Alle maßgeblichen Akteure aus der Verwaltung, dem (kommunal)politischen Bereich, den Ortsteilen, der Wirtschaft und den Verbänden, Interessensverbünden und Vereinen sowie ehrenamtlich Tätige und interessierte Bürger/innen sind in die verschiedenen Ebenen der Stadtentwicklung einzubinden. Die Stadt hat hier Anstoßfunktionen wahrzunehmen.

Was den Verfall des Gutshauses Drewen betrifft, muss man, so hart es klingen mag, das bisherige Pflichtversagen der Stadtverwaltung beklagen. Über Jahre mahnt die Dorfbevölkerung und ehrenamtlich tätige Bürger, seit Mai 2022 auch unser Verein eine Einbindung der Bürger zur Erhaltung und Nutzung des Gutshauses an. Alles Bitten und Mahnen stößt jedoch auf taube Ohren und der Verfall schreitet fort. Die kontinuierliche Zunahme an Schäden liegt an der Ablehnung von Reparaturen und der Verwahrlosung des Denkmals. Die Verantwortung trägt die Stadt, denn sie ist der Eigentümer Gebäudes.

Derselbe Raum
im März 2022 und Februar 2023.
Unterbleiben Erhaltungsmaßnahmen können in kurzer Zeit erhebliche Schäden auftreten.

Am Tag des offenen Denkmals waren wir gezwungen, eine mit dem Architekturmuseum Berlin organisierte Ausstellung zu Martin Gropius und den früheren Rittergutsbesitzern im Schloss Demerthin durchzuführen, da Kyritz den Zugang in Drewen nicht ermöglichen wollte. Eine Anfrage des Freundeskreises Schlösser und Gärten der Mark zur Verteilung ihres Heftes zu Drewen blieb unbeantwortet. Der ehemalige Leiter der Jugendbauhütte des Landes Brandenburg erfuhr in einem Gespräch von der Bürgermeisterin das Desinteresse der Stadt an einer Mitwirkung dieser renomierten gemeinnützigen Organisation. So rettet man natürlich kein Denkmal und fördert auch nicht die Jugend im ländlichen Raum.

Aktuell* sollen die Stadtverordneten über einen  Beschlussvorschlag  abstimmen, der darauf abzielt, eine Petition der Drewener Bevölkerung zur Saalnutzung abzuweisen. Der Saal wurde vor 4 Jahren "vorrübergehend" gesperrt. Nach über 3 Jahren Warten haben die Bewohner Drewens endlich seine Öffnung und Wiedernutzung gefordert. Die Stadt will das verhindern und zwar mit Methoden, die kein gutes Licht auf die Sorgfalt der Verwaltungsarbeit werfen. Es mangelt leider noch am Willen zur Kooperation. Dabei bedeutet die Nichtnutzung von Häusern ohne Pflege ihre Zerstörung! Nur durch Nutzung und handwerkliche Betätigung sind die Schäden in den Griff zu bekommen. Das ist leicht zu begreifen.