Werkstätten zur Förderung der Jugend im Handwerk


Wie nachteilig sich der Verlust heimatlicher Kultur auf dem Land auswirkt, zeigen all jene Orte, die nach dem 2. Weltkrieg ihre Schlösser, Guts- und Parkanlagen verloren haben. Wir treffen auf Verunstaltung, Gleichgültigkeit, Öde anstatt auf ein kulturell verflochtenes und wirtschaftlich produktives Netz, wie es über Jahrhunderte mühsam aufgebaut worden war.
Den verbliebenen ortsbildprägenden Bauwerken kommt deshalb heute mehr denn je eine Schlüsselfunktion für die Belebung des ländlichen Raumes zu. Sie sind die Basis für regionale Identifikation. Die Flucht junger Menschen dorthin wo sie bessere Lebensumstände für ihre Zukunft erwarten, wird nicht anders aufzuhalten sein, als durch die Bewahrung der historischen Strukturen in ihrer Heimat. Sie müssen die Stätten eines neuen Aufschwungs sein.

Von den Herrenhäusern mit ihren Gutsanlagen im Umfeld der Stadt Kyritz gibt es nicht ein Gut, das die Zerstörungen und Zersiedlungen nach 1945 unbeschadet überstanden hat. Während nach dem 2. Weltkrieg ideologische Verblendung und Mangelwirtschaft zum Verlust wertvoller Gebäude führten, liegen die Ursachen in der Beseitigung vieler Schlösser und Wirtschaftsgebäude nach der deutschen Wiedervereinigung vor allem in einem fehlenden historischen Bewusstseins oder dem spekulativen Vorgehen der neuen Besitzer. Oft fällt beides zusammen.

Aufgrund der immensen Verluste an wertvollem Kulturerbe ist Kyritz umso mehr gefordert, mit Unterstützung des Landkreises und Landes das Gutshaus Drewen zu erhalten und seinen Verfall nicht länger durch Gebäudeleerstand voranzutreiben. Diesen Leerstand hat die Verwaltung der Stadt zu verantworten. Der schlechte Zustand des Denkmals und die Vermüllung der Umgebung weisen auf Missstände hin, die aus dem bisherigen Umgang mit dem Gebäude resultieren. Natürlich führt eine derart fehlende Wertschätzung für unser kulturelles Erbe zu einer dauerhaften Schwächung des ländlichen Lebensraums in der Umgebung von Kyritz.

Die Stadt als Eigentümer des Gutshauses hat die Pflicht das Denkmal zu erhalten. Wenn sie die Vorschläge und Lösungsansätze von Fachleuten und ehrenamtlich tätigen Bürgern ausschlägt, ohne eigene Maßnahmen zur Abwendung des Verfalls zu ergreifen, missachtet sie nicht nur geltende Gesetze. Bei den Bürgern wachsen Missmut und die Überzeugung, dass die aktuelle Kommunalpolitik dem Gemeinwohl schadet.

Die Drewener Werkstätten haben es sich u. a. zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über die Vorgänge zum Gutshaus umfassend zu informieren. Das betrifft natürlich nicht nur das unerfreuliche Vorgehen der Stadt sondern auch das Engagement der Bürger zum Erhalt des Gutshauses. Das wird dazu führen, dass wir erkennen, von welcher Seite der Gesellschaft Behinderung und von welcher Unterstützung erfolgt.

Im Mai 2022 ist aus der Initiative zur Rettung des Gutshauses der Verein Drewener Werkstätten Martin Gropius hervorgegangen. Sein Ziel ist die Förderung der ländlichen Kultur und die Bewahrung traditioneller Baukunst. Beides soll durch die Förderung von Bildung und Wissenschaft sowie handwerkliche, kunstgewerbliche und ortsbildpflegerische Betätigung erreicht werden. Fragen des Gartenbaus und Umweltschutzes sind ebenso mit dem Thema Gutshäuser verbunden, wie ländliche Wohnkultur und die mit ihr verwandte Hauswirtschaft. Die Komplexität der Materie bietet zahlreiche Möglichkeiten der Beschäftigung und zielt auf eine elementare Stärkung des Landlebens ab.

Als erste Maßnahmen streben wir die Gebäude- und Geländereinigung an und die Nutzung einiger Räume im Gutshaus. Dies gewährt eine schrittweise Verbesserung des ziemlich desolaten Zustands. Unterstützung erfahren die Drewener Werkstätten von ihren Mitgliedern, der Jugendbauhütte und der Landesvereinigung für Kinder- und Jugendbildung. Mit weiteren Kooperationspartnern stehen wir in Verbindung. Im Rahmen des freiwilligen Engagements und unter Fachanleitung ist es möglich, den Gebäudeverfall sofort zu stoppen.

Der Aufbau der Drewener Werkstätten sieht die Einrichtung von Werkstätten zur kreativen und handwerklichen Anleitung von Jugendlichen zur Talentfindung und -förderung vor. Dies betrifft mehrere Räume im Erdgeschoss des alten Gutshauses. Hier wird die Möglichkeit zur Holz- und Papierbearbeitung geschaffen. Gleichzeitig kann der Saal im neuen von Gropius errichteten Gutshausanbau für Veranstaltungen genutzt werden.

Bis dahin müssen noch mehrere Hürden beiseite geräumt werden. Der Saal, der immer für öffentliche Veranstaltungen diente, wurde 2019 durch die Stadt gesperrt. Der im städtischen Auftrag agierende Hausverwalter hatte das Wasser in den leergezogenen und unbeheizten Wohnungen nicht abgestellt. Es kam zum Platzen einer gefrorenen Wasserleitung. Ebenso wurden Dachschäden nicht beseitigt. Aufgrund der Durchfeuchtung der Saaldecke an einer Ecke fiel Putz auf einer Fläche von ca. 1,5 Quadratmeter ab. Die Stadt lehnt die Reparatur ab, da sie weder Interesse hat, den Saal wieder zugänglich zu machen, noch möchte sie für den Erhalt ihres Denkmals finanziell aufkommen. Die Drewener Bürger reichten im Herbst 2022 eine Petition an die Stadt ein. Ihr Anliegen ist die Nutzung des Saals, weil dies dem Erhalt des Gebäudes dient und durch Einnahmen schrittweise Reparaturen am Gutshaus erfolgen können.